zu d en M a ch th a b ern des D ritte n R ei-
ches. U n d als m an kurz nach dem Krieg
in der völlig zerstörten Stadt nach einem
A ufnahm estudio für das RIAS Sinfonie-
o rch ester su ch te, en td eck te m a n diese
K athedrale als T onstudio. Seit über sechs
Jahrzehnten n u n schon ist sie eine K ult-
stä tte fü r K lassikstars aller
Couleur: Sim on Rattle, Lorin
M aazel, Sw jatoslav R ichter,
M stisla v
R o s tro p o w itsc h ,
A nne-S ophie M utter, G idon
K rem er, T hom as Q u asth o ff
u n d viele an d ere h ab en h ier
gew irkt, v erm u tlich h at fast
je d er K lassik-Fan T o n träg er
im Regal stehen, die dort ihren
U rsprung haben - unvergess-
lich etwa Karajans Beethoven-
S in fonien-Z yklus v o n 1962
m it den B erliner P h ilh arm o -
nikern.
Wahrend Tonmeister
Florian B. Schmidt
die Partitur studiert,
fahrt Toningenieur
Thomas Monnerjahn
die Produktion am
Mischpult - um den
Beginn der Aufnahme
zu starten, drückt er
die Maus, was das
Rotlicht aktiviert
H eute steht ein ungew öhnliches Reper-
toire auf dem P rogram m . Bei „Interview
avec D. pour M onsieur C roche et O rches-
tre “ stellt das O rchester im übertragenen
Sinn m usikalische „Fragen“, au f die ein
Sprecher m it O riginalzitaten von Claude
D ebussy an tw o rte t (D ebussy arbeitete
n eben sein er K om p o n isten tätig k eit als
J e s u s -C h r is t u s -K ir c h e
B
eim
Bau der 1932 fertiggestellten Kirche
wurde Professor Johannes Biehle zu
Rate gezogen, seines Zeichens Vorsteher
des Instituts für Raum- und Bau-Akustik an
der Technischen Hochschule Berlin. Dieser
warnte damals angesichts des Volumens
und der Bauart vor extrem
langen Nachhall-
zeiten, die unweigerlich zu einem
Klangbrei
führten, so dass man selbst den Pfarrer nicht
würde verstehen können. Ironie der Ge-
M u sik k ritik er u n te r d em P seu d o n y m
„ M o n sie u r C ro c h e “). E in o rig in elles
K o n zep t, das trefflich zu K agel passt,
diesem „Schalk der A vantgarde“. D och
tro tz seines m usikalischen G ehalts sucht
m an C D -A ufnahm en vergeblich. Liegt es
an den m usikalisch-technischen A nfor-
d e ru n g e n des W erks? „D as S tück ist
schichte, dass gerade dieser Ort heute als
einer der schönsten für die Aufnahme klassi-
scher Musik gilt. Doch warum ist die Akustik
so hervorragend? Als wichtigster Grund hier-
für gilt die Dachkonstruktion m
it geschlitzten
H
olzlam
ellen. Zwischen der Innen- u
nd der
Außenschale des Daches gibt es einen rie-
sigen Hohlraum, der tiefe Frequenzen ausge-
zeichnet absorbiert - eine gewaltige „Bass-
falle". M
it weitreichenden Folgen. Während
irrsin n ig schw er“, bestätigt im V orfeld
D irig en t M a n u el N aw ri. „M an m uss
T ran sp aren z u n d D u rch h ö rb ark eit h er-
stellen, w eil verschiedene m usikalische
Schichten übereinanderliegen, zudem ist
Luciano Pavarotti und Mirella Freni (rechts)
mit den Berlinern Philharmonikern bei der
Produktion von „La Bohème" 1971
die Nachhallzeit in großen Sälen meist zum
Bassbereich hin zunimmt, ist es hier genau
umgekehrt. Bei 1000 Hertz beträgt sie knapp
drei Sekunden, im
Bereich von 80 Hertz dage-
gen nur zirka 1,5. Das führt dazu, dass Melo-
dieinstrumente, die sich im
klassisch-roman-
tischen Orchestersatz im
Bereich von 1000 Hz
bewegen, hervorgehoben werden, während
zugleich der Bass schlank und transparent
bleibt. Ein Klang i deal, das nicht nur Herbert
von Karajan liebte.
Die Jesus-Christus-Kirche mit ihrem Volumen
von gut 7300 Kubikmetern hat einen ungewöhn-
lichen Nachhallzeitverlauf. In unbesetztem
Zustand (mit Banken) ist der Nachhall bei gut
1000 Hz mit knapp drei Sekunden am längsten,
bei 80 Hz beträgt er dagegen nur 1,3 Sekunden
Nachhallzeitverlauf Jesus-Christus-Kirche
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F re q u e n z (H z )
12/2014 STEREO 19
F O T O : D E C C A /S IE G F R IE D L A U T E R W A S S E R